Video der Bäckerei Bosselmann

Mitte letzter Woche wandte sich der Bäckereiunternehmer Gerhard Bosselmann per Video an seine Kunden und warb dafür, seine und die Dienste anderer Bäcker in Hannover trotz Krise weiter in Anspruch zu nehmen. Sein Motto „Wir sind für Sie da – in guten und in schlechten Zeiten.“ Alle Menschen im Unternehmen haben eine „Scheißangst“ um ihre Arbeitsplätze, sagte er weiter. Unter Tränen gab er sein Statement ab und rührte zunächst viele Zuschauer und Beobachter. Zugleich berichtete er, dass die bis dato zugesagten staatlichen Hilfen, wie KfW Kredite nicht an die bedürftigen Unternehmen gelängen. Außerdem bot er allen Rettungs- und Sanitätskräften an, dass diese ihre haushaltsüblichen Backwaren als Dank für ihren Einsatz kostenlos beziehen können.

Die Kritik an Gerhard Bosselmann

Kurze Zeit später kam heraus, dass Bosselmann einigen Mitarbeitenden mit „Corona-Kündigungen“ gedroht hatte. Das wiederum nahmen einige Social Media Kommentatoren zum Anlass, Gerhard Bosselmann zu verurteilen. Man las von „Führung nach Gutsherrenart“ und „verspieltem Vertrauen“.  Empörung war spürbar. Ob man das schon als „Shitstorm“ bezeichnen konnte, habe ich nicht weiter verfolgt. Gerhard Bosselmann rechtfertigte sich damit, dass sich diese Mitarbeitenden z.B. durch den Besuch von Corona-Parties falsch verhalten haben und damit den gesamten Betrieb gefährden.

Nun, ich kenne Gerhard Bosselmann nicht, fand aber sein Statement und die Begründung zu den Vorwürfen durch einzelne Mitarbeitenden glaubwürdig und nachvollziehbar. Auch sein eigener Kampf um Arbeitsplätze und dennoch gute Taten für andere charakterisieren ein Bild eines Unternehmers, wie ich es vielfach erlebe: Kämpferpersönlichkeiten, mit Mut zum Risiko, die etwas aufbauen und einen wesentlichen Beitrag zum Wohl unserer Gesellschaft leisten. Einmal mehr beobachte ich aber an diesem Beispiel ein Muster, wie Unternehmer in Deutschland von vielen Menschen gesehen werden. Es erinnert mich an ein Zitat von Winston Churchill:

 

 

„Es gibt Leute, die halten Unternehmer für einen räudigen Wolf, den man totschlagen müsse, andere meinen, der Unternehmer sei eine Kuh, die man ununterbrochen melken kann. Nur ganz wenige sehen in ihm das Pferd, das den Karren zieht.“

 

Empfehlungen für den Umgang mit schwierigen Mitarbeitenden

Ich empfehle bei jedem Führungsseminar: Fehlverhalten von Mitarbeitenden muss konsequent verfolgt und geahndet werden. Ein Grundsatz, den Idealisten und Führungsromantiker nicht gerne hören. Aber ernsthaft: Wenn Mitarbeitende durch ihr Verhalten sich selbst,  andere Mitarbeitende und ggfs. sogar das gesamte Unternehmen gefährden, sind konsequente Reaktionen nötig, insbesondere in der Krise. Meine generellen Empfehlungen zum Umgang mit schwierigen Mitarbeitersituationen:

  1. Fehler, Regelverstöße, erhebliche Minderleistungen u.ä. konsequent ansprechen und Feedback dazu geben. Gemeinsam mit den Mitarbeitenden Lösungen besprechen und erwartetes Verhalten klar kommunizieren, ggfs. schriftlich festhalten. Der Stil darf dabei, in Abhängigkeit von Personen und Situationen zwischen autoritär und partnerschaftlich sein.
  2. Bei Wiederholungen oder starken Verstößen arbeitsrechtliche Instrumente nutzen (z.B. Ermahnungen oder Abmahnungen).
  3. Durch enge Führung oder Coaching daran arbeiten, die Vorkommnisse zukünftig zu vermeiden. Aber die Themen eine zeitlang konsequent verfolgen.
  4. Nach gewisser Zeit einen Schlussstrich ziehen und diesen besprechen ODER konsequent die Optionen einer Trennung zu verfolgen.
  5. Im Falle einer nötigen Trennung sollte sich jede Führungskraft arbeitsrechtlich beraten lassen, um keine handwerklichen Fehler zu begehen. Trennungsentscheidungen müssen durchgezogen werden und auch rechtlich halten.

Eine Trennung ist die Ultima Ratio – aber sie ist Teil der Führungsaufgabe. Verantwortliche Führungskräfte müssen immer das Wohl der Firma, aller Mitarbeitenden und natürlich auch den Einzelfall abwägen. Und sie müssen entscheiden. Es ist nach meiner Erfahrung der schwierigste Führungsaufgabe, aber sie gehört dazu. Das verstehen nicht alle Menschen … Vor allem nicht diejenigen, die keine Führungsverantwortung haben oder haben wollen.

Kreative Unternehmer in der Krise: Wolfgang Grupp und andere

Es macht auch viel Sinn, sich in die Situation eines Unternehmens hineinzuversetzen. Es sollte uns allen klar sein, dass ein Unternehmen bei einem krassen Umsatzeinbruch nicht lange aus Reserven überleben kann. Das gilt für ein Großunternehmen, wie die Lufthansa, ebenso wie für viele Mittel- und Kleinunternehmen. Der reine Appell z.B. „Kaufen Sie weiter bei Ihrem Bäcker“ kann oder wird ein paar Kunden zum Kauf bewegen, aber nicht das Geschäftsmodell und das Unternehmen retten. Was dann?

Ich empfehle, zusammen mit den Mitarbeitenden auszuloten, welche Ideen vorhandenen oder neuen Kunden in der aktuellen Situation helfen können? Welche vorhandenen Kompetenzen können Sie nutzen, um mit neuen Ideen, mögliche Flauten auszunutzen? Echte Unternehmer verzweifeln jetzt nicht, sondern handeln kreativ und mutig. Ein schönes Beispiel dazu gibt gerade der umstrittene, aber von mir sehr geschätzte Wolfgang Grupp ab, der mit seinem Unternehmen Trigema in sehr kurzer Zeit auf den Bedarf an Mundschutz reagiert hat und diese nun in großen Mengen produziert (Siehe FAZ-Net). Natürlich gibt es viele andere Beispiele.

Mein Artikel über Wolfgang Grupp für Sie?

Wolfgang Grupp hat übrigens sein Trigema Geschäftsmodell mehrfach neu erfunden und ist damit heute eine großer deutscher Textilproduzent, wenn nicht der größte. Andere Textilunternehmen haben ihre Produktion schon vor vielen Jahren ins billige Ausland verlegt. Mehr dazu gerne in einem Artikel den ich vor einiger Zeit über ihn geschrieben habe. Bei Interesse sende ich Ihnen diesen gerne zu. Bitte senden Sie eine kurze Mail an dirk.zupancic@dzp-consulting.com.

Mein Online-Angebot für kreative Ideenfindung in Ihrem Geschäft und darüber hinaus

Ich biete fünf ausgewählten Unternehmen und ihren Teams kostenlose Online-Workshops zu „Neuen Ideen in der Krise an“. Auch hier bitte eine Mail an dirk.zupancic@dzp-consulting.com. Ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören.

Viel Erfolg, einen guten Start in eine neue Krisenwoche und bleien Sie/bleibt gesund.

Ihr/Euer

Dirk Zupancic