Derzeit suchen viele Unternehmen, gerade diejenigen, die seit vielen Jahren oder Jahrzehnten vom Erfolg verwöhnt sind, nach einer neuen, inneren Dynamik. Die Welt um sie herum hat sich verändert oder ändert sich. Und fast alle, manche früher, andere später, merken es. Man macht sich auf die Suche nach Flexibilität und Agilität. 

Das passt gut in die heutige Welt, die auch gerne als „VUKA“- Welt beschrieben wird. V für volatil: Nie waren die Veränderungen in Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und zwischen sowie in Ländern so wechselhaft. U für unsicher: Nie war die Zukunft so schwer vorhersehbar und unsere Verunsicherung aus diesem Grund so gross. K für komplex: Nie waren die Zusammenhänge vieler verschiedener Faktoren so groß und kleine Veränderungen und Ereignisse irgendwo auf der Welt schlagen rasch auf jede und jeden durch. Und A für ambivalent: Nie wussten wir so wenig über die Verlässlichkeit bestimmter Informationen und ihrer Quellen. Wie also umgehen, mit dieser VUKA-Welt? Durch Flexibilität, Schnelligkeit, Wendigkeit oder eben Agilität.

Das Problem: Der Mensch ist ein Gewohnheitswesen. Einfach erklärt, weil unser Gehirn so funktioniert. Alles, was Standard ist, was wir kennen und beherrschen, entlastet unser Gehirn. Dann fühlen wir uns wohl und der Körper und der Mensch sucht genau diesen Zustand. Aus diesem Grund finden wir in unseren Breitengraden so viele Menschen in der Komfortzone. Sie haben sich, vom Erfolg verwöhnt, gemütlich im Status Quo eingerichtet. Auch die aktuelle wirtschaftliche Stärke scheint ihnen Recht zu geben – wäre da nicht die VUKA Welt… Sie verlangt nach ständiger Veränderung, um sich immer wieder den neuen Gegebenheiten anzupassen.

Genau das kann man von den Tech-Unternehmen im Silicon Valley lernen. Eine Gemeinsamkeit in den Aussagen vieler Unternehmen, die ich kürzlich besuchte, war die Aussage: „Wir überlegen uns beständig, wie wir unsere Startup-Mentalität bewahren können.“ Und zwar mit folgender Begründung: „Alle Unternehmen sind sich hier sehr bewusst, dass jederzeit ein kleines, neues Unternehmen um die Ecke kommen kann, dass unser Geschäftsmodell erfolgreich angreift.“ Ich denke, dass diese Mentalität und Einstellung in vielen traditionellen Industrien fehlt. Dort hat der Erfolg eher zur systematischen Stabilisierung von Strukturen geführt, als zu einem tiefen Verständnis eines dynamischen Wettbewerbs.

Nun versucht man sich an Agilität, in dem man agile Methoden anwendet. Aber hier gilt sinngemäß:

If you give a fool a faster tool, all what you get is a faster fool.

Das ist vielleicht etwas zu hart und ich respektiere jedes Unternehmen, dass in der Vergangenheit gewachsen ist und das erfolgreich war oder ist, aber so lange die Einstellung und überzeugte Haltung zum Wandel fehlt, macht es wenig Sinn, sich an den Methoden und Instrumenten zu versuchen. Agilität entsteht nicht durch den Einsatz von Tools, sondern durch eine Veränderung in den Köpfen und der Unternehmenskultur.